Diese Frage stelle ich mir regelmässig. Jonathan Lösel vom Deutschen Knigge-Rat sieht keine bessere Lösung gemäss NZZ-Artikel von heute. Wie handhabe ich es bei E-Mails und auf Social Media Kanälen?
💌 Generell versuche ich relativ schnell ins «per Du» zu kommen. Bei meinen eigenen Angeboten (Kurse, Veranstaltungsreihe Shift, CAS Digital Ethics etc.) nutze ich von Beginn weg das «Du» mit der Anrede «Liebe …».
🕵🏼 Auf Social Media Kanälen sind wir doch eh per Du, so meine Erfahrung auf «Twitter» und hier auf LinkedIn. Auch Jonathan Lösel vom Deutschen Knigge-Rat kommt gemäss NZZ zum Schluss, dass sich eine Du-Kultur und eine lockere Form der Anrede in den letzten Jahren etabliert haben.
🙋♀️ In einigen wenigen Fällen schreibe ich zu Sicherheit zu Beginn (nach der Anrede), «ich hoffe, per Du ist in Ordnung» oder ich schreibe in der Sie-Form zurück und mache am Ende des Textes den Hinweis, «gerne per Du». Das betrifft v.a. das Antworten auf eine DM auf LinkedIn. Denn vielleicht ist die Du-Kultur z.B. ausserhalb der Schweiz weniger verbreitet?
🙋♀️ Bei neuen, potenziellen Kund:innen, die sich per E-Mail an mich wenden, antworte ich hingegen immer «per Sie». Hier schreibe ich, abhängig von der Anrede des Gegenübers (3 Optionen):
Sehr geehrte Frau …
Geschätzte Frau …
Liebe Frau …
💌 Beim Schluss verwende ich jeweils «Beste Grüsse», weil ich es etwas weniger distanziert finde als «Freundliche Grüsse». Richtig überzeugen tut es mich nicht.
🕵🏼 Im NZZ-Artikel wird noch der Sprachforscher Jannis Androutsopoulos zitiert. Er erwähnt, dass bei den sogenannten «Sign outs» mehr Spielraum für Individualität besteht als bei der Anrede. Hier zwei Beispiele:
Sonnige Grüsse aus Zürich
Spätsommerliche Grüsse ins hoffentlich noch immer warme Barcelona
🙋♀️ Diesen Spielraum nutze ich tatsächlich regelmässig. Denn so kann ich noch etwas Persönliches, Individuelles mitgeben – und so die Beziehung stärken. Solche «Sign outs» nutze ich unabhängig davon, ob ich mit dem Gegenüber «per Du» oder «per Sie» bin. Das passt für alle.
🙋♀️ Was mich gar nicht anspricht, sind übrigens unpersönliche Anreden wie «Hallo». Vielleicht geht es dir ähnlich wie mir bei der Frage nach der richtigen Anrede?
Bild: Screenshot der Illustration in der NZZ von heute von Simon Tanner / NZZ
Hinweis: Anlass für diesen Post ist ein Artikel «Sehr geehrter» zu «Heyyyy, naaaa?» in der NZZ von heute (Seite 43 der Printausgabe)