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In einem 38-stündigen Schlussspurt konnte der AI Act der EU bereinigt werden

Bravo und Merci! Damit steht die weltweit erste Regulierung von risikoreichen Anwendungen von «Künstlicher Intelligenz» (KI).

Natürlich ist nicht alles perfekt, aber es ist ein wichtiger Schritt mit Auswirkungen weltweit, so mein Fazit. Denn diese klare Rahmenbedingungen können unser Vertrauen in KI-Anwendungen stärken. Gleichzeitig sind Anpassungen basierend auf dem technischen Fortschritt vorgesehen. 🌎

Ziel der EU war es von Beginn weg, eine gute Balance zwischen Innovation, Sicherheit und der Einhaltung europäischer Grundrechte zu finden. 🏆

💥 Der Grundgedanke: Je grösser der potenzielle Schaden einer KI-Anwendung für die Betroffenen oder die Gesellschaft ist, desto mehr Auflagen müssen diese erfüllen. Nur ganz wenige KI-Anwendungen werden verboten, zum Beispiel ein Social Scoring wie in China. PS: Die Massenüberwachung durch den Staat im öffentlichen Raum wurde nicht verboten. Diese Möglichkeit wurde immerhin stark eingeschränkt.

👩🏻‍💻 Nicht in diese Logik passen Grosse Sprachmodelle (LLMs) / generative KI, weil sie für ganz unterschiedliche Aufgaben eingesetzt werden können. Sie bilden die Grundlage von ChatGPT & Co. Hier müssen gewisse Transparenz-Vorgaben eingehalten werden. Für besonders wirkungsvolle LLMs mit systemischen Risiken (z.B. GPT-4) gelten zusätzliche, strenge Auflagen.

📚 Unternehmen, die den AI Act nicht eingehalten, können gebüsst werden. Dieser Mechanismus sowie die geplanten Aufsichtsbehörden in den einzelnen EU-Ländern entsprechen dem, was wir beim Datenschutz (DSGVO) in der EU bereits kennen.

⏰ Wann tritt der AI Act in Kraft? Dazu steht in der Medienmitteilung leider nichts. Bisher war die Verabschiedung im Frühling 2024 geplant, so dass das Gesetz frühestens 2025 in Kraft treten könnte – mit einer Übergangsphase von zwei Jahren.

Nun müssen die Aufsichtsbehörden installiert sowie die technischen Standards für KI-Anwendungen mit hohen Risiken verabschiedet werden. Und natürlich brauchen auch die betroffenen Unternehmen genügend Zeit, um die neuen Anforderungen erfüllen zu können.

Und vergessen wir nicht: Der AI Act hat die Situation in anderen Ländern weltweit in den letzten Monaten geprägt – auch in der Schweiz: Der Bundesrat wird sich mit möglichen Regulierungsansätzen Ende 2024 auseinandersetzen. Hier noch drei passende Links:

Hinweis: Anlass für diesen Post auf LinkedIn waren Berichte über den erfolgreichen Abschluss der Trilog-Verhandlungen zwischen EU-Parlament, EU-Rat und EU-Kommission inklusive verwendetes Foto aus EU-Kreisen