Sollen wir einfach beobachten und abwarten, wenn es um die Regulierung von künstlicher Intelligenz (KI) geht? Was ich häufig kritisiere, war an der gestrigen Konferenz in der Paulus Akademie zu meinem Erstaunen eine Botschaft, die viele teilten.
Um es gleich vorwegzunehmen: Die erste Durchführung des «Forum KI Recht» der drei KI-Recht-Expertinnen Dr. Rehana Harasgama-Zehnder, Anne-Sophie Morand und Noémi Ziegler war ein voller Erfolg. Sie gehört bereits jetzt zu meinen Lieblingskonferenzen aufgrund der vielseitigen Beiträge auf der Bühne, den ehrlichen Aussagen der Referierenden sowie der lebhaften Gespräche. Der 21. August 2025 ist bereits notiert!
Es gab so viele tolle Anregungen während diesem Tag, zum Beispiel:
🔎 Wir sollten die Regulierung von KI so ausgestalten, dass sie nicht nur einschränkend, sondern auch ermöglichend ist. Wie könnten wir zum Beispiel gute Daten bzw. Datenräume zur Verfügung stellen? Urs Gasser erwähnt Kalifornien als Beispiel mit einem «Ermöglichen»-Ansatz.
🔎 Wir übernehmen regelmässig EU-Vorgaben, um anschlussfähig und binnenmarktfähig zu bleiben. Umso mehr erstaunt es, dass die überarbeiteten Regeln der EU zur Produkthaftung und Produktsicherheit nicht diskutiert werden. Diese werden wir wahrscheinlich «autonom nachzuvollziehen», so Isabelle Wildhaber.
🔎 Wir reden viel über «Verstösse» gegen das Urheberrecht bei der generativen KI. Doch juristisch ist die Sache alles andere als klar. Die differenzierten Ausführungen und Einschätzungen von Sandra Marmy-Brändli fand ich super spannend!
🔎 Wie geht ein globales Unternehmen wie ebay mit KI-Regulierungen um? Viele Tech-Unternehmen nehmen den AI Act der EU als «Goldstandard», analog zum Datenschutzgesetz (DSGVO), so die Beobachtung von Dr. Anna Zeiter, LL.M. Und sie zeigte, wie wichtig es ist, alle interessierten Stellen im Unternehmen einzubinden, denn KI ist das Top-Themen. Alle wollen bei der Definition und Umsetzung von «responsible AI» dabei sein.
Vor Ort gab es auch 11 Roundtables. Es hat mich sehr gefreut, dass «mein» Roundtable über KI-Richtlinien auf grosses Interesse gestossen ist. Wir haben uns über die Ziele und Inhalte von KI-Leitlinien für generative KI unterhalten und kontrovers diskutiert, ob eine Deklarationspflicht bei KI-erzeugten Bildern eine gute oder eine schlechte Idee wäre.
Apropos Beobachten und Abwarten: Vor Ort war die Notwendigkeit unbestritten, gewisse unerwünschte Auswirkungen von KI zu regulieren. Dies sollte über bestehende Gesetze geschehen. Mich überzeugt dieser Weg sowie der Appell von David Rosenthal, auszuprobieren. Wir können viel von dem lernen, was im Moment um uns herum passiert, zum Beispiel bei der Umsetzung des AI Act der EU, so das Fazit aus dieser Konferenz.
🎯 Wer nichts verpassen oder sich aktiv einbringen möchte: Der Verein für KI-Recht hat eine Konferenzwebsite und eine LinkeIn-Gruppe.
🎯 Ist der AI Act der EU eine gute Idee? Darüber habe ich mich mit Sarah Genner einige Tage vor der Konferenz im Podcast DIETHELM & GENNER ausgetauscht.
🎯 Wer sich zu KI weiterbilden möchte, in Kombination mit ethischen Fragen: Informationen zu meinen Onlinekursen sowie zum CAS Digital Ethics finden Interessierte auf meiner Website.