Der Think Tank für Digitale Ethik

Die Versprechen der «Digital Afterlife Industry»

Die Digitalisierung macht selbst vor dem Tod nicht halt. Und künstliche Intelligenz (KI) schafft zusätzliche Möglichkeiten, zum Beispiel als «Deadbot» virtuell präsent zu bleiben. Aber möchten wir das überhaupt?

In den letzten Jahren ist eine «Digital Afterlife Industry» entstanden. Das Angebot reicht von der digitalen Nachlassplanung über virtuelle Gedenkstätten bis hin zu «Deadbots» oder Avataren, die versuchen, eine Art Kontakt zu Verstorbenen aufrechtzuerhalten.

Was technisch möglich ist, hat eine gewisse Faszination. Doch ob wir all diese Möglichkeiten nutzen wollen, ist eine zutiefst persönliche Entscheidung, gerade mit Blick auf exotische Themen wie «Deadbots» oder Avatare.

🖤 Avatar: Viel Aufsehen erregte beispielsweise ein aufwändiges Experiment im Jahr 2020 in Südkorea, als eine Mutter ihre verstorbene Tochter in einem virtuellen Raum traf, um von ihr Abschied zu nehmen.

🖤 Deadbot: Einen wertvollen Einblick in das Thema «Deadbot» gibt die deutsche Dokumentation «Mein Mann lebt als KI weiter» (2025). Der Journalist reist ins Silicon Valley zu einem Startup, das Deadbots ermöglicht. Und er zeigt am Beispiel von Michael und seiner Frau, was die Umsetzung einer solchen Idee für die Betroffenen konkret bedeutet.

🖤 Digitaler Nachlass: Ein ganz praktisches Thema ist, wer auf unsere Konten und Social Media Kanäle Zugriff hat, wenn wir einmal nicht mehr hier sind. Vielleicht sind euch auch schon verstorbene Menschen auf Social Media Kanälen begegnet? Ich persönlich finde das immer etwas befremdend.

🙋‍♀️ 👩🏻‍💼 Wo kann Technik eine willkommene Brücke ins Jenseits schlagen? Wo gibt es Risiken und Herausforderungen? Im Podcast DIETHELM & GENNER diskutieren wir in der Episode «Wie sterben im digitalen Zeitalter?» über die Balance zwischen Erinnern und Vergessen im digitalen Zeitalter.

🙋‍♀️ 🖤 Mich hat die Beschäftigung mit dem Thema «Digital Afterlife» übrigens motiviert, das nun anzupacken bzw. zu regeln. Zum Beispiel lässt sich das Konto bei LinkedIn & Co. in einen Gedenkzustand versetzen oder schliessen. Auch den Zugriff auf mein Google Office und meine Apple Geräte habe ich gestern mit wenigen Klicks eingerichtet.

Illustration: Screenshot aus der Kurzfassung der Studie «La mort à l’ère numérique» von TA-SWISS, welche bei den Shownotes zur Podcast Episode verlinkt ist.