Die Strategien, uns im Internet zu einem Handeln zu verleiten, das nicht zu unserem Vorteil ist, sind zahlreich. Hier ein Beispiel für ein «Verlust-Frame», das mich (Cornelia Diethelm) via DM auf LinkedIn erreicht hat. Offenbar besteht Handlungsbedarf bei meinem LinkedIn-Profil gemäss meinem Kontakt «Helene». Als ich dankend abgelehnt hatte, bekam ich folgende Antwort:
🔎 Die gelb markiert Formulierung suggeriert, dass ich gerade im Begriff bin, eine grosse Chancen zu verpassen. Und das will ich ja eigentlich nicht. Ein Paradebeispiel für dieses Muster sind Buchungsplattformen mit Sätzen wie «Nur noch 1 Zimmer verfügbar».
🔎 Dieses Muster nennt sich «Verlust-Frame». Es untergräbt unsere Selbstbestimmung, weil es uns zu einem Handeln verleitet, das ohne diesen befürchteten Verlust anders ausfallen würde. Und diese Angst vor einem Verlust wiegt doppelt so stark wie die Aussicht auf einen Gewinn.
💥 Dies ist nur eines von mehreren fragwürdigen Praktiken, wie Unternehmen versuchen, ihre Umsätze einseitig zu steigern. Von Designelementen, subtilen Texten, unübersichtlichen Prozessen bis hin zu süchtig machenden Praktiken ist alles dabei. Solche Praktiken sind das Gegenteil von Kundenorientierung.
🙋♀️ 👩🏻💻 In unserem Podcast DIETHELM & GENNER sprechen Sarah Genner und ich über verschiedene fragwürdige Designstrategien, die uns regelmässig begegnen, und wie wir mit diesen im Alltag umgehen. Wir zeigen, weshalb diese manipulativen Praktiken so gut funktionieren, welche besonders problematisch sind und wann sich ein «Stupser» auch für gute Zwecke einsetzen lässt. Mit weiterführenden Infos in den Shownotes. Hier geht es zur Podcast-Episode «Werden wir online manipuliert?».
Hinweis: Diesen Text habe ich am 20. Februar auf LinkedIn gepostet. Manipulative Geschäftspraktiken sind auch ein Thema im CAS Digital Ethics an der Hochschule für Wirtschaft Zürich (HWZ). In diesem Kontext hat Sarah Hefti, welche diesen Studiengang erfolgreich abgeschlossen hat, einen tollen Artikel zum Thema «Dark UX Writing» verfasst. Das manipulative Potenzial von Texten hatte ich bis zu diesem Zeitpunkt unterschätzt.
Beitragsbild: Usman Yousaf auf Unsplash