Klarna und weitere Unternehmen begründen ihren Stellenabbau mit dem Einsatz von Künstlicher Intelligenz. Plausibel finde ich diese Argumentation nicht. Mich nervt, dass dadurch unnötige Ängste gegenüber dem Einsatz von KI geschürt werden.
🔎 Um was geht es? Klarna-Gründer Sebastian Siemiatkowski verhängt einen Einstellungsstopp mit der Begründung, dass die Arbeit in den nächsten Jahren dank KI mit weniger Mitarbeitenden geleistet werden kann. In den kommenden Jahren könnte das zu einem Abbau von bis zu 1’000 Stellen führen.
💥 Wie glaubwürdig ist diese Argumentation? Klarna hat bereits im Mai 2022 einen Abbau von 700 Stellen kommuniziert. Das ist eher ein Indiz dafür (wie bei vielen weiteren Unternehmen), dass die Prognosen zu optimistisch waren und Überkapazitäten abgebaut werden. Für einen «Startup-Star» wie Klarna gilt dies erst recht. Ihre Kommunikation, mit weniger Mitarbeitenden mehr zu leisten, richtet sich primär an die Investoren.
🛟 Wer ist für die Veränderung der Arbeitsplätze verantwortlich? Der CEO von Klarna zeigt sich im Interview besorgt über die Auswirkungen von KI auf die Arbeitsplätze. Die Politik müsse sich dazu Gedanken machen. Offenbar hat er dies bei der EU platziert. Weshalb ist die Politik verantwortlich? Für mich gehört es zur Verantwortung von Unternehmen, dass sie sich vorausschauend mit ihrer Personalplanung auseinandersetzen.
😃 Werden die Löhne erhöht, wenn die Mitarbeitenden produktiver sind? Siemiatkowski stellt ihn Aussicht, dass er den Mitarbeitenden mehr bezahlen könnte, da sie in Zukunft mit Hilfe von KI mehr leisten können. Was für eine tolle Perspektive! Doch an solche Versprechen glaube ich definitiv nicht. Wir wurden bereits in den letzten Jahrzehnten produktiver und davon haben und werden weiterhin v.a. die Unternehmen profitieren.
👩🏻💻 Natürlich teile ich die Beurteilung, dass Mitarbeitende mit Unterstützung von KI mehr leisten können. Das ist allerdings ein Prozess, der sich über mehrere Jahre hinwegzieht. Und im Gegensatz zum Klarna-Gründer bin ich überzeugt, dass sich bestehende Jobprofile verändern und neue Jobprofile entstehen.
👩🏻💻 Nur von einem Abbau von Stellen zu sprechen halte ich für realitätsfremd. Den Investoren von Klarna & Co. mag diese Kommunikation gefallen. Ich finde sie unverantwortlich, weil sie Ängste schürt und so die Bereitschaft zur Veränderung mindern kann. Das ist kontraproduktiv.
Die Veränderung der Arbeitsplätze hat Sarah Genner und mich auch in unserem Podcast DIETHELM & GENNER beschäftigt, zum Beispiel in der Podcast-Episode Künstliche Intelligenz: Stiehlt sie uns Jobs?
Hinweis: Anlass für diesen Post auf LinkedIn waren mehrere Artikeln über den Abbau von Stellen bei Klarna. In einem Artikel bei ntv vom 7.12.2023 nimmt der Klarna-Gründer und CEO Sebastian Siemiatkowski in einem Video Stellung. So konnte ich mir von seiner Argumentation direkt ein Bild machen.