Auch beim Thema Haushaltsroboter 🦾 zeigt sich: «Die Lebenswirklichkeit der Experten beeinflusst deren Ideen zu Technologie und deren Erwartungen zu zukünftigen Entwicklungen», so Ekaterina Hertog, Professorin für KI und Gesellschaft an der Universität Oxford.
In der heuten NZZ am Sonntag hat Ruth Fulterer einen wunderbaren Artikel geschrieben. Er zeigt am Beispiel Haushaltsroboter, weshalb (vermeintliche) Innovationen scheitern und Bedürfnisse aus der Praxis oft nicht adressiert werden.
1️⃣ Der Haushaltroboter «FoldiMate», ein Kasten mit Greifarmen, war ein medialer Star. Schluss mit lästigem Wäschefalten? Nach 10 Jahren Tüftelei und viel Geld ging das Unternehmen aus Kalifornien 2021 pleite.
🕵🏻 Hausarbeit erfordert Fähigkeiten, die für uns Menschen einfach zu erledigen sind. Für Maschinen sind sie sehr schwierig. Das ist ein typisches Muster! Unsere Fähigkeiten und die Komplexität des Lebens werden unterschätzt.
2️⃣ Dank generativer künstlicher Intelligenz (KI) können Roboter in Zukunft viel besser Gegenstände erkennen und Tätigkeiten automatisiert ausführen. Zentral ist die Frage, wo wir dieses technologische Potenzial konkret nutzen können. Welches Problem möchten wir lösen? Roboter müssen ausserdem praktisch und bezahlbar sein.
🕵🏻 Die Einschätzung des Potenzials, zum Beispiel beim Einsatz von Haushaltsrobotern, basiert oft auf der Meinung von «KI-Experten». Welche Tätigkeiten lassen sich automatisieren? Doch wenn diese Experten die Frage aus einer technologischen Perspektive beantworten, fehlt oft der Bezug zur Realität und damit zum Einsatzgebiet.
🙋♀️ Der KI-Professorin Ekaterina Hertog und ihrem Team fiel beispielsweise auf, dass männliche Experten aus Japan weniger Potenzial bei der Automatisierung von Hausarbeit sehen als KI-Experten aus Grossbritannien. Dies könnte daran liegen, dass die Hausarbeit in Japan fast vollständig bei den Frauen liegt.
Dieses Zitat von Ekaterina Hertog bringt es wunderbar auf den Punkt:
«Technische Veränderungen sind für Menschen manchmal leichter vorstellbar als gesellschaftlicher Wandel.»
3️⃣ Der Hilfsroboter «Labrador» sieht aus wie eine Art Kommode, die im Haus entlang definierter Routen herumfährt, um Gegenstände hin und her zu liefern. Für gesunde Menschen mag dies nicht von grossem Nutzen sein, für Menschen mit einer Einschränkungen hingegen schon.
🕵🏻 Wirkliche Innovationen entstehen da, wo ein echtes Bedürfnis adressiert wird. Dafür genügt eine Maschine mit einem zweckmässigen Design (also keine humanoiden Roboter 🤖 ) oder auch eine nicht-technische Alternative, z.B. ein Lieferservice für die Erledigung der Wäsche.
🚀 Mit so spannenden Fragen setzen wir uns übrigens auch im CAS Digital Ethics an der HWZ auseinander. Wo können uns Technologien wie KI unterstützen, entlasten oder unseren Handlungsspielraum erweitern? #hwzdigitalethics
Zum Artikel von Ruth Fulterer geht es hier (mit dem Titel in der Printausgabe): Haushaltsarbeit ist für Roboter zu komplex
Illustration: Simon Tanner / NZZ